Zuviel Versiegelung in der Schützenstraße. Noch mehr Wasser in die Beuster?

Die kleine Baulücke in der Schützenstraße in Diekholzen wird bald fast komplett versiegelt sein. Die Firma LP Projekt GmbH Hildesheim will dort 2 Bauvorhaben umsetzen. Zum Einen plant sie ein 8-Familienhaus mit Kellerersatzräumen und 16 Parkplätzen. In die Beuster, die bei Starkregen schon völlig überlastet ist, würden nochmal 16 Liter/sec. dazukommen. Das hat der Landkreis schon genehmigt. Auf eine Hochwasserproblematik wird da leider keine Rücksicht genommen.

Doch damit nicht genug. Darüber hinaus hat die Firma LP Projekt GmbH auch noch eine Zweitreihenbebauung beantragt. Sie möchte in zweiter Reihe noch 4 weitere Reihenhäuser bauen. Das ist unserer Meinung nach zuviel für diese kleine Baulücke. Baulücken müssen geschlossen werden, aber dies muss nicht auf Biegen und Brechen geschehen, da ja durch eine Bebauung der zweiten Reihe noch mehr Oberflächenwasser anfällt. Wir wissen noch alle, wie das bei dem Hochwasser 2017 ausgesehen hat. Hier sollte unserer Meinung nach unbedingt der Hochwasserschutz Vorrang vor der Gewinnmaximierung eines Bauträgers haben.

Für die Bebauung in zweiter Reihe bedarf es einer Änderung des Bebauungsplans und das entscheidet der Gemeinderat. Wir haben uns vehement dagegen ausgesprochen und viele stichhaltige Argumente vorgebracht, die gegen eine solche Zweitreihenbebauung sprechen.

  • Weitere Verschärfung der Hochwasserproblematik durch zu viel Versiegelung vor dem Hintergrund eines immer deutlicher spürbaren Klimawandels
  • Baulücke zu eng, Abstandsmaße zur angrenzende Ringstraßenbebauung werden nur notdürftig (wenn überhaupt) eingehalten, was die Wohnqualität aller Beteiligten nachhaltig beeinträchtigt
  • Zu wenig Parkplätze (schon jetzt gibt es zu wenig Parkraum auf dem gesamten Steinberg)

Claudia Mönner hat in der Sitzung vom 25.06.20 eine persönliche Stellungnahme dazu verlesen und die größtmögliche Regenrückhaltung auf dem Grundstück gefordert. Dazu sollte ein hydraulisches Gutachten erstellt werden, ob und wie viel in den bestehenden  Regenwasserkanal überhaupt noch an Niederschlagswassereingeleitet werden darf. 

Auch haben in der Sitzung betroffene Bürger ihre Sorgen und Befürchtungen geäußert.

Da unsere begründeten Einwände schon alle in den vorangegangenen Sitzungen (Ausschuss für Technik und Umwelt, Verwaltungsausschuss) behandelt wurden, wurde der Beschlussvorschlag dahingehend erweitert, dass ein hydraulisches Gutachten beizubringen sei, welches die Regenwassermenge für den gemeindlichen Kanal berechnet und dessen Leistungsfähigkeit dabei berücksichtigt. Es sind Maßnahmen und Vorkehrungen zu treffen, dass versiegelte Flächen versickerungsfähig hergestellt werden und eine Regenrückhaltung entsprechend des hydraulischen Gutachtachtens gewährleitet wird.

Der Gemeinderat hat sich dafür ausgesprochen, wir Grünen haben aus den oben genannten Gründen grundsätzlich gegen eine Zweitreihenbebauung gestimmt.

Das Ergebnis der Umsetzung dieses von uns nicht mitgetragenen Ratsbeschlusses ist nun, dass das geforderte hydraulische Gutachten von der Fa. LP Projekt GmbH nicht vorgelegt werden kann, da gemeindeseitig keine belastbaren Bemessungswerte für die Kapazität der bereits stark in die Jahre gekommenen Kanalisation im betreffenden Gebiet vorhanden sind.

Stattdessen soll das Oberflächenwasser nun ohne jede belastbare Bemessungsgrundlage einfach durch ein Regenrückhaltebecken aufgefangen und auf 15 l/s gedrosselt in Kanal und Beuster abgegeben werden.

Wir Grüne haben darum erneut gegen das Bauen in zweiter Reihe gestimmt.

Zumindest einen Teilerfolg konnten wir aber erzielen: Dadurch, dass wir immer wieder auf die Probleme hingewiesen und immer wieder nachgehalten haben, gibt es jetzt wenigstens eine Regenrückhaltung auf dem Grundstück.

Wir befürchten leider, dass durch die zusätzliche Versiegelung durch eine Zweitreihenbebauung die ohnehin schon zu hohe Einleitung von Oberflächenwasser aus dem Bereich Steinberg in die Beuster zu einer weiteren Verschärfung der Lage bis hin zu Überflutungen im Unterdorf führen wird.

Für uns stellt sich der ganze Vorgang inzwischen als eine Gewinnmaximierung Einzelner zu Lasten der Allgemeinheit und der Ökologie dar. Und das ist kein Einzelfall. Auch beim Bebauungsplan für das neue Baugebiet Mühlenberg zeichneten sich im Rat ähnliche Tendenzen ab. Leider haben offenbar immer noch einige Leute die Zeichen der Zeit nicht erkannt…

Land unter? Neues Baugebiet in Söhre und der Hochwasserschutz

Urheber: Ragnar1904, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Viele erinnern sich noch, vier Jahre ist es her als im Juli 2017 die Beuster über die Ufer trat und in Diekholzen und Söhre, besonders in den tiefergelegenen Ortsteilen, massive Schäden verursachte (in Egenstedt war es die Innerste – die ist aber hier nicht das Thema).
Überflutete und mit Schlamm gefüllte Keller, Feuerwehren und Hilfsdienste im Dauereinsatz, Betroffene und Helfer am Rande völliger Erschöpfung.

Aktuell wird in Söhre gerade das neue Baugebiet „Am Mühlenberg“ zur Erschließungsreife gebracht. Das dort entstehende Oberflächenwasser soll über ein Regenrückhaltebecken direkt vor Ort in die Beuster eingeleitet werden, so hat der Gemeinderat entschieden.
Wir sind der Meinung, dass die Einleitung dieses zusätzlichen Oberflächenwassers viel weiter in Richtung Marienburg, also erst am Ortsausgang von Söhre, erfolgen sollte, um die Situation durch zusätzliche Einleitungen nicht weiter zu belasten. Damit konnten wir uns im Rat nicht durchsetzen.

Wir setzen uns in unserer Gemeinde dafür ein, dass die Hochwassersituation endlich entschärft und mehr für den Hochwasserschutz getan wird – in den letzten vier Jahren ist in der öffentlichen Wahrnehmung kaum etwas passiert. Wir sind dafür, möglichst viele Flächen unversiegelt zu belassen und so Boden und Umwelt zu schützen. Wir wollen neue Baugebiete ökologisch, nachhaltig und zukunftssicher gestalten – ohne die Bauwilligen dadurch finanziell unzumutbar zu belasten!